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20. September 2023

Geotop in Salzgitter ist nun weltweiter geologischer Referenzpunkt
„Goldener Nagel“ im Steinbruch Salder gesetzt

Auf der Weltkarte für Geologen ist Salzgitter-Salder nun ein fester Punkt geworden. In einer feierlichen Zeremonie ist heute der „Goldene Nagel“ im ehemaligen Steinbruch am Hasselberg gesetzt worden. Er markiert die Stelle in der Steinbruchwand, an der in einzigartiger Weise die erdgeschichtlichen Änderungen an der Grenze der beiden Kreidezeitalter Turon und Coniac zu erkennen ist. Die International Union of Geological Sciences (ICS) hatte festgestellt, dass diese Zeitgrenze nirgendwo besser nachzuverfolgen ist, als im Steinbruch Salder und hat dem Schichtenprofil den bedeutsamen Titel „Global Stratotype Section and Point“ (GSSP – umgangssprachlich auch „Goldener Nagel“) verliehen.
ICS-Generalsekretär Philip Gibbard und Marie Rose Petrizzo (Leitung der bei der ICS für dieses Erdzeitalter zuständigen Kommission) betonten, welch aufwendiges Verfahren hinter der Verleihung eines „Goldenen Nagels“ steckt. Beide machten deutlich, dass viele Prüfverfahren und qualitativ hochwertige Kriterien angelegt werden, um solche Schichtenübergänge auszuzeichnen, bevor sie weltweit als Referenzpunkt für weitere Forschungen dienen können.

Der Steinbruch am Hasselberg in Salzgitter-Salder ist nun ein weltweiter Referenzpunkt für die Geologie.
„Das ist eine große Auszeichnung für die Geologie, aber das ist auch eine große Auszeichnung für die Salzgitteranerinnen und Salzgitteraner“, sagte Christian Striese, zweiter Bürgermeister der Stadt. Deutschlandweit ist erst zum zweiten Mal ein „Goldener Nagel“ verliehen worden. Prof. Ireneusz Walaszczyk von der Universität Warschau, der zusammen mit Prof. Silke Voigt von der Goethe-Universität Frankfurt und mit Unterstützung von Dr. André Bornemann vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) sowie weiteren Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftlern die 40 Meter der geologischen Schichtenfolge im ehemaligen Kalksteinbruch am Hasselberg eingehend untersucht haben, erläuterte, wie perfekt und lückenlos der Übergang zwischen den beiden Zeitaltern belegt ist. Im Süden der USA und in Mexiko hätten sich ähnliche Schichtenfolgen gefunden, aber keine erfüllten die strengen Kriterien der ICS so gut, wie die in Salzgitter-Salder.
Der „Goldene Nagel“ macht das nun sichtbar, was Prof. Silke Voigt besonders freut. „Hier wird Geologie erlebbar und wir können unseren Kindern und Schülern zeigen, wie wichtig diese Wissenschaft ist.“ Einen ähnlich nachhaltigen Effekt erhofft sich Henning Zellmer, Geschäftsführer des Geoparks Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen: „So können wir unserer Nachwelt wertvolle Geotope hinterlassen.“ Der Geopark ist für die Pflege des Geotops zuständig.
Markus Stöwer, Abteilungsleiter im LBEG, sagte: „Ich freue mich, dass wir in nun in Niedersachsen eine so bedeutsame Auszeichnung haben und dass wir mit unserer geologischen und stratigraphischen Arbeit die Grundlagen für solche herausragenden Forschungsergebnisse bereitstellen können.“

Der „Goldene Nagel“ markiert in der Steinbruchwand die erdgeschichtlichen Änderungen an der Grenze der beiden Kreidezeitalter Turon und Coniac.
Weitere Infos:
Im Kalksteinbruch am Hasselberg bei Salder im Nordosten des Salzgitterschen Höhenzuges wurden von 1885 bis 1992 Kalksteine und Mergel für die Zementindustrie und zum Schluss für die Erzaufbereitung abgebaut. Heute befindet sich dort ein bekanntes Biotop und Geotop als Eigentum der Stiftung Naturlandschaft, die vom BUND-Landesverband Niedersachsen eingerichtet wurde. Während die Betreuung des Steinbruchgeländes der Kreisgruppe Salzgitter des BUND übertragen wurde, kümmert sich der UNESCO Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen um den geowissenschaftlichen Part des Steinbruchs. Der Steinbruch ist aus Naturschutzgründen nicht frei zugänglich, aber es werden gelegentlich geführte Wanderungen angeboten.
Im Turon, vor etwa 90 Millionen Jahren, in der jüngeren Kreidezeit, war es tropisch warm auf der Erde: Die eisfreien Pole sorgten für einen hohen Meeresspiegel, Mitteleuropa bestand aus einem flachen Meer mit einer Schar von Inseln. Im Meer entwickelten Ammoniten eine ungeheure Formenvielfalt, an Land herrschten die Dinosaurier. Die ersten Blütenpflanzen begannen, Schachtelhalmen und Farnen Konkur-renz zu machen. Vor 89,4 Millionen Jahren fing das Klima an, sich leicht abzukühlen und der Meeresspiegel von seinem Höchststand etwas zu sinken: Ein neuer erdgeschichtlicher Abschnitt, das Zeitalter Coniac, löste das Zeitalter Turon ab.

Prof. Silke Voigt und Prof. Ireneusz Walaszczyk (v.re.) bringen am 19.09.2023 den Goldenen Nagel in der Steinbruchwand im Steinbruch Salzgitter-Salder, die in einzigartiger Weise die erdgeschichtlichen Änderungen an der Grenze der beiden Kreidezeitalter Turon und Coniac vor 89,4 Millionen Jahren abbildet, an. Bildrechte: LBEG/Eike Bruns. Kostenfreie Verwendung im Zusammenhang mit Pressemitteilungen des LBEG zum Goldenen Nagel in Salzgitter-Salder.

20. September 2023

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