Geopark-Nachhaltigkeitstag zum Thema Boden und Bodenschutz im Forschungsmuseum Schöningen
Ende Oktober fand im Forschungsmuseum Schöningen der vierte Nachhaltigkeitstag des UNESCO Global Geoparks Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen statt, der dieses Jahr im Zeichen des Bodenschutzes stand. Die Veranstaltung zog zahlreiche Interessierte an, die sich gemeinsam mit fünf namhaften Experten und einem abwechslungsreichen Programm intensiv mit den ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen des Bodenschutzes beschäftigten.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Henning Zellmer, dem Geschäftsstellenleiter des Geoparks, und Dr. Volker Wilde, Vorsitzender des Geopark-Beirats. Den Auftakt machte Dr. Ernst Gehrt, Lehrbeauftragter an der Leibniz Universität Hannover (LUH), mit seinem Vortrag „Der Boden und seine Bedeutung in der Gesellschaft“. Er beleuchtete die unterschiedlichen Interessen von Wissenschaftlern, Kulturschaffenden und Politikern am Thema Boden und zeigte auf, dass der Boden zunehmend als wirtschaftliche Ressource betrachtet wird, etwa durch das Phänomen des „Landgrabbing“. Er thematisierte u. a. auch Nachhaltigkeitsdilemmata. Technisch ist Bodenschutz möglich, jedoch nur mit großem Aufwand und Ressourcenverbrauch – eine Herausforderung etwa bei der Prävention von Wassererosion.
Dr. Robin Stadtmann vom Referat Bodenschutz des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie erläuterte die „Herausforderungen und Perspektiven des vorsorgenden Bodenschutzes in Niedersachsen“. Er verdeutlichte, dass Böden aus der Interaktion von Relief, Wasser, Klima, Organismen und Gestein entstehen und daher interdisziplinäre Ansätze im Schutz benötigen. Dr. Stadtmann kritisierte, dass Böden in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen nur indirekt erwähnt werden, obwohl pro Tag in Deutschland eine Fläche von 72 Fußballfeldern neu versiegelt wird.
Thomas Jensen, Fachgebietsleiter für Forstliche Standortskunde bei den Niedersächsischen Landesforsten, stellte den „Boden des Jahres 2024“ vor: den Waldboden. Er beschrieb verschiedene Bodenarten und verglich sie mit dem Waldboden, der in Niedersachsen rund 25 % der Fläche bedeckt und eine zentrale Rolle für die Waldökosysteme des Bundeslandes spielt.
Nach der Mittagspause sprach Prof. Dr. Christoph Tebbe, Wissenschaftlicher Direktor am Thünen-Institut für Biodiversität in Braunschweig, über die „Bedeutung des Mikrobioms für die Funktion unserer Böden“. Er erklärte, dass sich auf einem Gramm Boden bis zu 5.000 verschiedene Bakterienarten finden lassen, und hob hervor, wie entscheidend diese mikroskopisch kleinen Lebewesen für die Bodenfruchtbarkeit und die Gesamtgesundheit des Bodens sind.
Abschließend behandelte Dr. Friedhart Knolle vom BUND Niedersachsen das Thema „Die Schwermetallböden des Geoparks im Spannungsfeld von Montanwirtschaft und modernem Bodenschutz“. Dr. Knolle thematisierte die bis in die Gegenwart reichenden Belastungen durch Schwermetalle wie Blei, das sich vom Harz bis Helgoland durch atmosphärischen Transport im Boden anreichert und teilweise Jahrhunderte alte Probleme im Ökosystem verursacht.
Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion, in der sich alle Referenten gemeinsam der Frage widmeten: Wie gelingt nachhaltiger Bodenschutz? Diskutiert wurden Bewusstseinsbildung und Renaturierungsmaßnahmen auf politischer Ebene, die endliche Ressource Boden und die Forderung, keine neuen Flächen zu versiegeln, bevor vorhandene Strukturen – etwa Carports – mit Solartechnik ausgestattet sind. Zudem wurde die Bedeutung der frühzeitigen Bildung und Aufklärung über Bodenschutz hervorgehoben. „Wir müssen intelligenter mit der Technik umgehen, um die Ressourcen unserer Böden zu schonen und für die Zukunft zu bewahren“, lautete das gemeinsame Fazit.
Rückblickend war der Nachhaltigkeitstag ein voller Erfolg, der Teilnehmerinnen, Referentinnen und Organisator*innen inspirierte, sich weiter für den Schutz unserer Böden einzusetzen. Der Geopark hofft, dass der Austausch nachhaltige Impulse für die Region gesetzt hat.
Foto [v. l.]: Dr. Ernst Gehrt, Dr. Friedhart Knolle, Thomas Jensen, Dr. Henning Zellmer, Dr. Volker Wilde, Dr. Robin Stadtmann, Prof. Dr. Christoph Tebbe bei der Podiumsdiskussion. (Geopark HBLO)